Please turn your phone!
Patrick Möstl


Antonia Fabian


Nestroy-Theaterpreis für Schauspielhaus Graz


Foto: Lex Karelly

Die Uraufführung "Von einem Frauenzimmer" von Christiane Karoline Schlegel, inszeniert von Anne Lenk, wurde bei der Nestroy-Gala mit dem Preis für die beste Bundesländer-Aufführung ausgezeichnet. Es war die erste Inszenierung unter Intendantin Andrea Vilter.

Von der Nestroy-Jury heißt es:

"Das Schauspielhaus Graz vollbrachte zum Auftakt der Leitung von Andrea Vilter ein kleines Wunder. 245 Jahre nach seinem Erscheinen fand ebenda die Uraufführung des bürgerlichen Trauerspiels "Von einem Frauenzimmer" statt. Damit ist dessen Autorin Christiane Karoline Schlegel ein Stück weit der Vergessenheit entrissen. Kein kleiner Coup. Wer neue Erzählperspektiven verankert sehen will, muss sie auch umsetzen. Gesagt, getan. Regisseurin Anne Lenk taucht den von männlichen Besitzansprüchen ausgehenden tödlichen Konflikt (der Baron tötet die Geliebte und sich selbst) in eine blutrote höfisch-häusliche Welt, in der Gefühligkeit nur mehr als Waffe dient, derer sich vorwiegend der Baron selbst bedient. Lenk krempelt so die Genrekonventionen um und gestattet den Figuren ihre Souveränität."

Die Regisseurin Anne Lenk könnte nicht persönlich bei der Gala dabei sein, überbrachte allerdings folgendes Statement: 
"Herzlichen Dank, liebe Jury, dass ihr euch auf den Weg zu uns gemacht habt, dass ihr euch eingelassen habt auf unsere Arbeit und diesen nicht ganz einfachen Abend, ein Stück aus dem 18 Jahrhundert, das eineinhalbstunden direkt auf einen Femizid zuläuft.  Heute sind es in Deutschland 87 gemeldete Femizide in diesem Jahr, in Österreich bis dato 26, dazu 39 Fälle schwerer Gewalt an Frauen. Die Gegenwart und die Entscheidungen der Wähler:innen beispielsweise in Deutschland, Österreich und in den USA lassen wenig Hoffnung, dass diese Themen Vergangenheit werden. Auch wenn wir Theaterleute nur eine kleine Blase sind, ist es wichtig, dass wir sind. Dass wir weiterbohren in den Abgründen unserer Geschichte und unserer Geschichten, dass wir sie progressiv befragen und nach dem richtigen Leben im falschen suchen. Lasst uns einander besuchen und uns zuhören, uns einlassen, uns streiten und zusammenhalten!"