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Antonia Fabian


Dr. Nachtstrom




Missbrauchsvorwürfe gegen SOS-Kinderdorf-Gründer Gmeiner


Gegen den 1986 verstorbenen Gründer der SOS-Kinderdörfer, Hermann Gmeiner, gibt es schwere Missbrauchsvorwürfe. Wie die Organisation gegenüber der APA sagte, stehe er im Verdacht, an zumindest acht minderjährigen Burschen „sexuelle Gewalt und Misshandlungen“ ausgeübt zu haben. Die Kinderdörfer erklärten, dass im Opferschutzverfahren acht dokumentierte Fälle zu Gmeiner vorlägen, weitere Betroffene könnten nicht ausgeschlossen werden. Übergriffe auf Mädchen sind nicht bekannt. Die Meldungen stammen aus Opferschutzverfahren der Organisation in den Jahren 2013 bis 2023. Die Übergriffe selbst sollen in den 1950er bis 1980er Jahren an vier Standorten in Österreich stattgefunden haben. „Die Betroffenen haben die Geschehnisse im Rahmen des Opferschutzverfahrens plausibel dargelegt.“ Alle acht Betroffenen wurden mit bis zu 25.000 Euro entschädigt, außerdem wurden Therapieeinheiten bezahlt. Der am 23. Juni 1919 in Vorarlberg geborene Gmeiner galt bisher als „Pionier der Menschlichkeit“. 1949 gründete er mit knapp 30 Jahren den Verein Societas Socialis (SOS), der später in SOS-Kinderdorf umbenannt wurde. Er wollte nach eigenen Angaben „betreute Einrichtungen mit einem Umfeld schaffen, das dem einer leiblichen Familie möglichst nahekommt“. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe kündigte SOS-Kinderdorf heute eine völlige Neuaufstellung an. Es werde einen „umfassenden, extern begleiteten Organisationsentwicklungsprozess“ geben. Ziel sei, Verantwortung, Kontrolle und Transparenz auf allen Ebenen dauerhaft zu sichern und SOS-Kinderdorf als moderne Kinderschutzorganisation „mit zeitgemäßen Strukturen und Standards neu aufzustellen“, hieß es.