Please turn your phone!
Patrick Möstl


Patrick Möstl


Antonia Fabian
Antonia Fabian




Platte der Woche: Tocotronic – Nie wieder Krieg


Foto: Gloria Endres de Oliveira

Nie wieder Krieg“ heißt das neue Werk von Tocotronic – ziemlich genau 4 Jahre nach dem letzten Studioalbum „Die Unendlichkeit“ - mit dem es das Quartett 2018 auch auf Platz 1 der deutschen Alben-Charts geschafft hat. Was Dirk von Lowtzow, Jan Müller, Arne Zank und Rick McPhail übrigens in Ösi-Land noch nie gelungen ist, konstante Top5-Platzierungen waren hier bei den letzten vier Longplayern das Höchste der Gefühle. Viele Gefühle sind übrigens auf dem neuen Werk eingefangen: Einsamkeit, diverse Ängste, Zerrissenheit, Resignation – aber auch Hoffnung und Versöhnung.

12 Songs sind drauf auf dem neuen Longplayer, den die Band erneut mit ihrem Haus- und Hof-Produzenten Moses Schneider (Beatsteaks, Annemaykantereit, Turbostaat,...) eingespielt hat. Die Aufnahmen der neuen Songs haben im Juni 2020 in den berühmten Hansa Studios in Berlin stattgefunden. Produzent Schneider, auf dessen Dienste die Band seit 2007 und „Kapitulation“ vertraut, schafft es Tocotronic erneut in genau dem richtigen Licht darzustellen, nicht zu hell und nicht zu dunkel fällt diese Momentaufnahme aus. Musikalisch wird die gesamte Bandbreite von zerbrechlichen Balladen („Hoffnung“) bis stampfenden Rock-Nummern („Jugend Ohne Gott gegen Faschismus“) dargeboten.

Mit Songtiteln wie „Crash“, „Ich hasse es hier“, „Ich gehe unter“, „Leicht lädiert“ ist man nun verleitet, sofort das Prädikat „Panedemie-Album“ zu verleihen. Aber: Songschreiber von Lowtzow winkt ab: die Songs seien bereits fertig komponiert gewesen, als es mit Corona noch gar nicht losgegangen ist. Aber das hat Tocotronic in ihren 29 Jahren ja schon immer gewissermaßen ausgemacht: ihre Musik passt zur gegenwärtigen Lebenssituation. Und wenn nicht: dann schafft es von Lowtzow mit seinen Texten zumindest Momente beim Hörer in Erinnerung zu rufen, in denen man genau so oder so ähnlich gefühlt hat. Achja: eines der vielen Highlights am neuen Longplayer: das erste Duett, das Tocotronic jemals auf einem Album hatten: „Ich tauche auf“ mit der österreichischen Ausnahme-Künstlerin Soap & Skin, deren Stimme ausgezeichnet mit jener von Lowtzow zusammenpasst.