Jedes Mitglied der Familie in „Sonnenflecken“ hat einen Schatten hinter sich, der es verfolgt und von dessen schuldhafter Bedrückung man sich zu exkulpieren wünscht. Der Familienschatten in „Sonnenflecken“ ist das Ergebnis der unterschiedlichsten Verdrängungsprozesse, jahrelanger Vertuschungen, Täuschungen und falscher Rechtfertigungen.
Vordergründig enthält Flisars „Sonnenflecken“ schon im Titel eine Relativierung, eine Ausrede. Zu bestimmten Zeiten sorge einfach die Konstellation der Sonnenflecken für das Stattfinden von Ereignissen, da könnten die Menschen dann gar nichts dafür. Nicht umsonst verkleidet sich die Flisarsche Komödie, die eigentlich ein Drama ist (oder ist es umgekehrt, und es handelt sich um ein Drama, das eigentlich eine zutiefst menschliche Komödie ist), als Weihnachtsstück. Die weihnachtlich zwanghafte Familienzusammenführung wird durch das Auftreten eines – vielleicht sogar des echten – Weihnachtsmannes gestört, der bewirkt, dass diese jährliche Zusammenkunft im Zeichen von Verschweigen und Verlogenheit erstmals die familiären Schatten ans Tageslicht bringt, einen nach dem anderen.
Das dreizehnte Stück eines der meistübersetzten Autoren unserer slowenischen Nachbarn ist der drittletzte Schritt, im Versuch, als erstes Theater der Welt alle dramatischen Arbeiten Evald Flisars aufzuführen. Die deutschsprachigen Übersetzungen im Auftrag unseres Theaters sind bereits in zwei Bänden bei Mohorjeva/Hermagoras als „Gesammelte Stücke 1“ und „Gesammelte Stücke 2“ erschienen. Die Übersetzung der „Komödie vom Ende der Welt“ liegt im Band „Comedy about the end of the world in 12 languages“ bei Texture Press/Oklahoma vor.
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