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Dr. Nachtstrom




Platte der Woche: Feist - Multitudes


Foto: Sara Melvin & Colby Richardson

Multitudes heißt das neue Album der Leslie Feist. Es ist der sechste Longplayer der kanadischen Künstlerin (ja, sie hat auch die US-Staatsbürgerschaft) und der Nachfolger von Pleasure, dass 2017 erschienen ist. Noch nie sind zwischen zwei Feist Alben so viele Jahre vergangen. Natürlich ist da auch ein wenig Corona schuld daran, aber auch sonst hat sich im Leben der 47jährigen einiges verändert.

Seit dem letzten Album hat Feist ihren Lebensmittelpunkt nach Kalifornien verlagert, sie ist Mutter geworden und ihr Vater, der abstrakte Maler Harold Feist ist 2021 verstorben. Dies sind die Eckpunkte, aus denen heraus die Songs von „Multitudes entstanden sind. Und: es sind wohl die persönlichsten, ruhigsten und ehrlichsten Songs in der nun doch schon recht langen Karriere der Leslie Feist.

1999 ist ihr Debütalbum Monarch erschienen, mit Album Nummer 2 und 3 ist Frau Feist dann zum internationalen Indie-Liebling der Mitte-2000er-Jahre aufgestiegen. Schon „Let It Die“ (2003) sorgte mit Songs wie „Inside And Out“ und „Mushaboom“ für allseitiges Entzücken, der Nachfolger „The Reminder“ durfte dann mit Hitsongs wie „1234“ oder „My Moon My Man“ auf keiner Besten-Liste des Jahres 2007 fehlen.

Massenkompatible Pop-Hits im Stile von „1234“ oder „Mushaboom“ kommen auf dem neuen Longplayer nicht vor. „Multitudes“ ist ein ruhiges Werk mit nachdenlichen, intimen, wunderschönen Folk-Songs, die großteils sehr spärlich instrumentiert sind. Leslie Feist zeigt gerade in der Reduktion, dass sie eine vielschichtige Songschreiberin und Sängerin ist, die der Welt nichts mehr beweisen muss. Dieses Selbstbewusstsein lässt „Multitutes“ um so mehr strahlen.